Ausbruch mit extensively drug-resistant (XDR) Klebsiella pneumoniae in Deutschland
2019 kam es im norddeutschen Mecklenburg-Vorpommern zu einem Ausbruch mit einem Stamm XDR Klebsiella pneumoniae.
Der Klebsiella pneumoniae-Stamm zeigte Resistenzen gegenüber zwei Reserveantibiotika.
Bei Ausbrüchen mit XDR-Erregern sind eine besonders hohe Awareness und risikomindernde Maßnahmen erforderlich, um Übertragungen zu verhindern.
Antibiotikaresistente Klebsiella pneumoniae gehören zu den wichtigsten Verursachern nosokomialer Infektionen, darunter Harnwegsinfektionen, Lungenentzündungen und Sepsen. Infektionen mit multiresistenten Klebsiella pneumoniae führen sehr häufig zu schweren oder auch tödlichen Krankheitsverläufen. Wie bedrohlich Mehrfachresistenzen dieses Erregers sind, zeigte 2019 ein Ausbruch im norddeutschen Mecklenburg-Vorpommern.
Ausbruch in vier medizinischen Einrichtungen
Der Ausbruch fand zwischen Juni und Ende Oktober 2019 statt. Dabei wurden die multiresistenten Klebsiella pneumoniae-Stämme in insgesamt vier medizinischen Einrichtungen nachgewiesen. Betroffen waren 17 Patienten, die entweder infiziert oder kolonisiert waren. Zur Eindämmung und Kontrolle des Ausbruchs wurden umfassende Maßnahmen in die Wege geleitet. Dazu gehörten u. a. die Isolierungsvorkehrungen, die Nachverfolgung und das Screening von Kontaktpatienten, die Information von Patienten und den verantwortlichen Gesundheitsbehörden sowie der Versand der Isolate an das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für gramnegative Bakterien in Bochum.
Klebsiella pneumoniae resistent gegen Carbapeneme und Colistin
Bei der Analyse der Bakterien-Isolate konnte nachgewiesen werden, dass der Erreger-Stamm gegen zwei wichtige Reserveantibiotika resistent war. So zeigte der Klebsiella pneumoniae ST307-Stamm sowohl Resistenzen gegen Carbapeneme als auch gegen Colistin. Neben seiner Resistenz gegen Colistin produzierte der Stamm CTX-M-Beta-Laktamase, New Delhi Metallo-Beta-Laktamase (NDM-1) und Typ OXA-48-Enzyme. Laut Haller et al. handelt es sich hierbei um den ersten gemeldeten nosokomialen Ausbruch eines Klebsiella pneumoniae ST307-Stammes mit diesem Resistenzverhalten in Deutschland [1].
Die Untersuchung des Ausbruchstammes ergab, dass NDM-1, CTX-M-15 und OXA-48-Resistenzen auf drei verschiedenen Plasmiden kodiert waren (Plasmids 1: pPBIO1953_NDM-1, Plasmid 2: pPBIO1953_CTX-M-15, Plasmid 4: pPBIO1953_OXA-48) [2]. Beispielsweise waren auf Plasmid 1 neben NDM-1 ebenso weitere Resistenzgene und Virulenzfaktoren, wie z. B. gegenüber Desinfektionsmitteln/Mineralien (qacEdelta1 [disinfectant resistance], ter [tellurite resistance]) kodiert [2]. D. h., dass mit solchen Plasmiden sowohl Antibiotikaresistenzen als auch Virulenzfaktoren in einem intra- oder inter-Spezies-Transfer weitergegeben werden können – und das ist besorgniserregend.
Erhöhte Aufmerksamkeit und risikomindernde Maßnahmen erforderlich
Um die Früherkennung von XDR-Ausbrüchen zu verbessern, ist eine besondere Achtsamkeit des Krankenhaus- und des Laborpersonals entscheidend, so Haller et al [1]. Ein frühzeitiges Screening und umfassende Isolationsvorkehrungen sind notwendig, damit die Ausbreitung von Erregern verhindert werden kann. Insbesondere der Ausbruch eines kritischen Erregers in einer Region mit niedriger Endemie zeigt, wie wichtig eine erhöhte Awareness und risikomindernde Maßnahmen sind, um Übertragungen zu vermeiden.
Quellen und weiterführende Literatur
Haller S et al.: Extensively drug-resistant Klebsiella pneumoniae ST307 outbreak, north-eastern Germany, June to October 2019, Euro Surveill. 2019;24(50):pii=1900734.
Heiden SE et al.: A Klebsiella pneumoniae ST307 outbreak clone from Germany demonstrates features of extensive drug resistance, hypermucoviscosity, and enhanced iron acquisition, Genome Medicine (2020) 12:113.