Niederländische Studie zu Kontaminationsrisiken von Duodenoskopen und linearen Ultraschallendoskopen
In einer landesweiten niederländischen Studie untersuchte ein Experten-Team die Prävalenzrate von kontaminierten Duodenoskopen und linearen Echoendoskopen [2].
Die Kontaminationen traten unabhängig von Typ, Alter und Nutzung der untersuchten Endoskope auf.
Am häufigsten wurden Mikroorganismen gastrointestinalen und oralen Ursprungs gefunden.
Kontaminierte Duodenoskope und lineare Ultraschallendoskope können ein Risiko für die Übertragung von Erregern darstellen. Eine landesweit in den Niederlanden durchgeführte Studie (nachfolgend bezeichnet als Studie 1) aus 2018 lieferte aufschlussreiche Erkenntnisse zur Prävalenzrate von kontaminierten Duodenoskopen [1]. Daher schlossen die Autoren eine Folgestudie (nachfolgend bezeichnet als Studie 2) an, die 2020 veröffentlicht wurde. Dabei wurde die Prävalenzrate von kontaminierten Duodenoskopen und dem Duodenoskopaufbau ähnelnden Ultraschallendoskopen untersucht.
159 Duodenoskope und 64 lineare Ultraschallendoskope geprüft
An der Studie 2 nahmen 61 der niederländischen Einrichtungen teil, in denen endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) und/oder Endosonografie (endoskopischer Ultraschall, EUS) durchgeführt werden. Insgesamt wurden 159 Duodenoskope überprüft. Beprobt wurden die gleichen zehn Duodenoskop-Typen der Hersteller Olympus, Pentax und Fujifilm wie in Studie 1. Je nach Duodenoskop-Typ wurden vier bis sechs Stellen beprobt. Das Endoskopie-Personal führte die Probenahme entsprechend der per Video bereitgestellten Anweisungen durch. Alle eingesendeten Proben wurden im gleichen Labor verarbeitet. Im Unterschied zur Studie 1 erfolgte in Studie 2 zusätzlich die Überprüfung von 64 Ultraschallendoskopen, wobei insbesondere auch Ballonkanäle in die Beprobung einbezogen wurden.
Die Kontamination wurde definiert als:
Mikrobielles Wachstum mit ≥20 koloniebildenden Einheiten (KBE)/20mL (any microorganism, abgekürzt AM20)
Das Vorhandensein von Mikroorganismen mit gastrointestinaler oder oraler Herkunft, unabhängig von der KBE-Zahl (microorganisms with gastrointestinal or oral origin, abgekürzt MGO).
Kontaminationen bei allen Endoskop-Typen
Die Analyse der Proben zeigte Kontaminationen bei allen Endoskop-Typen aller Hersteller. Nach der AM20-Definiton waren 21 (13 %) Duodenoskope und 8 (13 %) Ultraschallendoskope kontaminiert. Mikroorganismen gastrointestinalen oder oralen Ursprungs konnten bei 24 (15 %) Duodenoskopen und 9 (14 %) Ultraschallendoskopen festgestellt werden.
Die zusammengefassten Daten der Studien 1 und 2 ergeben, dass insgesamt 373 Duodenoskope und Ultraschallendoskope überprüft wurden. Davon waren 62 (17 %) der untersuchten Endoskope nach der AM20-Definition kontaminiert. Bei 56 (15 %) Endoskopen konnten MGOs nachgewiesen werden.
Kontamination unabhängig von Alter und Nutzung
Beide Studien zeigen, dass die Kontamination von Duodenoskopen und Ultraschallendoskopen unabhängig von Alter und Nutzung der Geräte war. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass alte und stärker genutzte Endoskope bei korrekter Wartung ein ähnliches Kontaminationsrisiko aufweisen wie neue Endoskope.
Studie 2 wies zudem nach, dass die Kontaminationen auch unabhängig von den zur Aufbereitung verwendeten Reinigungs- und Desinfektionsmitteln und den eingesetzten Reinigungs-Desinfektionsgeräten für Endoskope (RDG-E) auftraten.
Fazit für die Praxis
Die Autoren folgern aus den Untersuchungsergebnissen, dass die gegenwärtige Aufbereitungspraxis in den Niederlanden keine vollständige Endoskop-Dekontamination garantieren kann. Gleichzeitig wird auf die Bedeutung der gründlichen Vorreinigung und manuellen Reinigung unter Berücksichtigung der Gebrauchsanweisungen der Endoskophersteller verwiesen, die in dieser Studie nicht im Detail bewertet wurden, aber gerade für die komplexen Distalenden besonders wichtig ist. Daher empfehlen die Autoren einfach anwendbare, effektive Kontrollmaßnahmen zur Überprüfung der Endoskop-Dekontamination zu entwickeln und zu implementieren.
Erfahren Sie hier mehr zur Studie 1: Landesweite systematische Überprüfung von Duodenoskopen.
Quellen und weiterführende Literatur
Rauwers AW et al.: High prevalence rate of digestive tract bacteria in duodenoscopes: a nationwide study, Gut. 2018;67:1637–1645, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6109280/. Abgerufen am 21.05.2021.
Rauwers AW et al.: Nationwide risk analysis of duodenoscope and linear echoendoscope contamination, Gastrointestinal Endoscopy Volume 92, Issue 3, September 2020, Pages 681-69, https://www.researchgate.net/publication/341877351_Nationwide_risk_analysis_of_duodenoscope_and_linear_echoendoscope_contamination. Abgerufen am 21.05.2021.