Landesweite systematische Überprüfung von Duodenoskopen

  • Eine niederländische Studie untersuchte die Prävalenzrate von kontaminierten Duodenoskopen, die bei einer endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP) zum Einsatz kommen [1].

  • Kontaminationen traten bei allen Duodenoskop-Typen der verschiedenen Hersteller auf.

  • Zumeist wurden Mikroorganismen gastrointestinalen und oralen Ursprungs gefunden.

Die endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) ist ein wichtiges und häufig durchgeführtes Untersuchungsverfahren. Trotz regelkonformer Aufbereitung kommt es durch kontaminierte Duodenoskope in einigen Fällen zu Ausbrüchen mit multiresistenten Erregern. Ein niederländisches Experten-Team hat diesen Umstand zum Anlass genommen, die Prävalenzrate von kontaminierten Duodenoskopen zu untersuchen [1]. Im Gegensatz zu Untersuchungen mit Gastroskopen und Koloskopen sind ERCP-Untersuchungen invasiver und werden häufig an immungeschwächten Patienten durchgeführt.

An der Querschnittsstudie nahmen 67 niederländische ERCP-Zentren teil. Dabei zeigte sich, dass zahlreiche Duodenoskope mit gastrointestinalen und oralen Erregern sowie mit Mikroorganismen der Haut- und der Wasserflora kontaminiert waren.

701 Proben von 150 Duodenoskopen analysiert

Mit Hilfe zentral verteilter Kits wurden in den 67 teilnehmenden Zentren von 155 Duodenoskopen insgesamt 745 Proben entnommen. Nach verschiedenen Ausschlusskriterien wurden schließlich 701 Proben von 150 Duodenoskopen zur Analyse herangezogen. Beprobt wurden zehn verschiedene Duodenoskop-Typen der Hersteller Olympus, Pentax und Fujifilm. Je nach Duodenoskop-Typ wurden vier bis sechs Stellen beprobt und zentral kultiviert.

In den Niederlanden ist eine regelmäßige hygienisch-mikrobiologische Überprüfung von Endoskopkanälen nicht gefordert und wird daher routinemäßig nicht durchgeführt. Für diese Studie erfolgte die Probenahme durch das Endoskopie-Personal anhand der bereitgestellten Anweisungen/Videos. Die Verarbeitung aller eingesendeten Proben wurde stets im gleichen Labor vorgenommen.

Die Kontamination wurde dabei definiert als:

  1. Mikrobielles Wachstum mit ≥20 koloniebildenden Einheiten (KBE)/20 mL (any microorganism, abgekürzt AM20)

  2. Das Vorhandensein von Mikroorganismen mit gastrointestinaler oder oraler Herkunft, unabhängig von der KBE-Zahl (microorganisms with gastrointestinal or oral origin, abgekürzt MGO)

Kontamination unabhängig vom Duodenoskop-Typ

Nach beiden Definitionen wurde ein hoher Anteil an Kontaminationen bei den beprobten Duodenoskopen aller Hersteller nachgewiesen. So waren 33 (22 %) Duodenoskope aus 26 (39 %) der ERCP-Zentren kontaminiert. Auf 23 (15 %) der Duodenoskope waren Erreger gastrointestinalen und oralen Ursprungs zu finden, darunter Enterobacter cloacae, Escherichia coli, Klebsiella pneumonia, Hefen sowie Moraxella spp. und Streptococcus salivarius. Dabei zeigten sich Kontaminationen bei allen Typen von Duodenoskopen – unabhängig vom typspezifischen Design.

Kontamination gebrauchsfertiger Duodenoskope nach den beiden Definitionen AM20 und MGO

Duodenoskop-Typ

Anzahl

AM20* Kontaminiert

AM20* Nicht kontaminiert

MGO** Kontaminiert

MGO** Nicht kontaminiert

Alle Duodenoskope

150

33 (22%)

117 (78%)

23 (15%)

127 (85%)

Olympus TJF-Q180V

69

15 (22%)

54 (78%)

15 (22%)

54 (78%)

Olympus TJF-160VR

43

13 (30%)

30 (70%)

6 (14%)

37 (86%)

Olympus TJF-160R

8

1 (13%)

2 (87%)

0

8

Olympus TJF-140R

2

0

2

0

2

Olympus TJF-145

2

0

2

0

2

Pentax ED34-i10T

11

3 (27%)

8 (73%)

0

11

Pentax ED-3490TK

8

0

8

0

8

Pentax ED-3680TK

1

0

1

1 (100%)

0

Fujifilm ED-530XT8

5

0

5

0

5

Fujifilm ED-530XT

1

1 (100%)

0

1 (100%)

0

Tabelle bearbeitet von OLYMPUS nach Daten von Rauwers AW et al.: High prevalence rate of digestive tract bacteria in duodenoscopes: a nationwide study, Gut. 2018;67:1637–1645 [1].

*AM20: Mikrobielles Wachstum mit ≥20 KBE/20 mL jeglicher Art von Mikroorganismen
**MGO: Vorhandensein von jeglichem mikrobiellen Wachstum von gastrointestinalen oder oralen Mikroorganismen

Kontamination gebrauchsfertiger Duodenoskope nach Probenahmestellen

Abhängig vom Duodenoskop-Typ wurden die Kontaminationsraten von vier bis sechs der folgenden Probenahmestellen ermittelt: dem Biopsiekanal, dem Absaugkanal, dem Albarranhebel, dem Distalende, dem Albarrankanal sowie dem Luft- und Wasser-Kanal. Dabei zeigten insbesondere der Albarranhebel und das Distalende auffällig erhöhte Kontaminationswerte.

Fazit für die Praxis:

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Prozesskontrollen allein – wie sie in den Niederlanden durchgeführt werden – nicht ausreichend sind. Durch die Einführung von regelmäßigen hygienisch-mikrobiobiologischen Überprüfungen der Endoskope könnte die Sicherheit erhöht werden. Hierfür wäre eine global vereinheitlichte Methode wünschenswert.

Lesen Sie hier die Ergebnisse der Folgestudie: Niederländische Studie zu Kontaminationsrisiken von Duodenoskopen und linearen Ultraschallendoskopen.

Quellen und weiterführende Literatur

  1. Rauwers AW et al.: High prevalence rate of digestive tract bacteria in duodenoscopes: a nationwide study, Gut 2018;67:1637–1645. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6109280/. Abgerufen am 23.04.2021.