Review: Risiko für Endoskop-assoziierte CJK/vCJK-Fälle äußerst gering

  • In einem Review untersuchen Experten Richtlinien zur Aufbereitung flexibler Endoskope, die bei Patienten mit vermuteter oder bestätigter Prionenerkrankung eingesetzt wurden [1].

  • Bislang ist kein Fall beschrieben, bei dem Prionen durch ein flexibles Endoskop übertragen wurden.

  • Schon die maschinelle Teilaufbereitung (nur Reinigung) von Endoskopen reduziert Proteinrückstände deutlich.

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) und die Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) sind sehr, seltene tödlich verlaufende Erkrankungen des Gehirns. Ausgelöst werden CJK und vCJK durch Prionen, spezielle, im Hirngewebe vorkommende Proteine. Normalerweise liegen Prionen in nicht pathogener Form vor. Kommt es zu einer fehlerhaften Faltung der Proteine, können sie die schwammartigen Hirnerkrankungen verursachen.

CJK kommt beim Menschen als sporadische, genetische oder übertragene Form vor. Dazu zählt u. a. auch die äußerst selten auftretende, iatrogene Form der Übertragung, bei der Prionen im Rahmen medizinischer Eingriffe übertragen werden. Bei vCJK handelt es sich um eine zoonotische Prionenkrankheit (BSE-Prionen vom Rind). Der epidemiologische Höhepunkt von vCJK bei Menschen war im Jahr 2000 erreicht. Um ein mögliches Übertragungsrisiko von Prionen durch den Einsatz flexibler Endoskope zu vermeiden, wurden weltweit Leitlinien zur Behandlung und Aufbereitung dieser Geräte entwickelt.

Nationale und internationale Leitlinien im Vergleich

Ein Review aus dem Jahr 2020 hat die verschiedenen nationalen Leitlinien systematisch untersucht [1]. Mehrere Richtlinien empfehlen für die Endoskope spezifische Behandlungen, Verfahren zur Quarantäne und zusätzliche Behandlungen für die Aufbereitung bei vermuteter oder bestätigter CJK bzw. vCJK. Insgesamt unterscheiden sich die Leitlinien jedoch in vielen Details, wie die Autoren an mehreren Beispielen aufzeigen. So wird in der Schweiz, Großbritannien und Kanada beispielsweise als zusätzliche Behandlung empfohlen, im RDG-E einen Selbstdesinfektionszyklus ohne Beladung vorzunehmen. Dagegen gibt es in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Frankreich, den USA und Australien hierzu keine expliziten Empfehlungen.

Keine Prionen-Übertragung durch flexible Endoskope

Die Übertragung von vCJK durch flexible Endoskope wurde zunächst als möglich erachtet. Bis heute ist jedoch kein Fall bekannt, bei dem Prionen durch ein flexibles Endoskop übertragen wurden.

Zudem zeigt der Review, dass bereits die alleinige maschinelle Reinigung von Endoskopen zu einer sehr deutlichen Reduktion von Proteinrückständen führt. Die höchste auf den Endoskopen nachgewiesene Proteinmenge liegt nach Reinigung mindestens 100.000-mal unter der Prionendosis, die erforderlich wäre, um bei Tieren vCJK durch eine orale Aufnahme auszulösen. Nach kompletter Aufbereitung mit zusätzlichen Spülschritten kann der Proteingehalt sogar noch geringer sein. Die Autoren folgern daraus, dass das Risiko für neue Endoskop-assoziierte vCJK-Fälle gering ist und auch künftig minimal sein wird.

Verfahren nach validierter Aufbereitung

Tritt nach Anwendung und validierter Aufbereitung eines flexiblen Endoskops nachträglich der Verdacht auf Prionen-Kontakt auf, kann unter Einhaltung bestimmter Parameter auf eine Quarantäne des Endoskops verzichtet werden, so die Autoren [1]. Folgende Parameter sollten demnach erfüllt sein: eine Reinigung unmittelbar nach dem Untersuchungsende („bedside cleaning“ oder „precleaning“), ein validiertes Protokoll zur Aufbereitung, die Verwendung von mindestens mild alkalischen Reinigern und der Verzicht auf fixierende Substanzen vor der Desinfektion sowie der Einsatz von Einwegbürsten bzw. jeweils frische Reinigungslösungen pro Endoskop.

Quellen und weiterführende Literatur

  1. Kampf G, Jung M, Suchomel M, Saliou P, Griffiths H, Vos MC. Prion disease and recommended procedures for flexible endoscope reprocessing - a review of policies worldwide and proposal for a simplified approach. J Hosp Infect. 2020 Jan;104(1):92-110.