Unterschiede bei der hygienisch-mikrobiologischen Überprüfung von flexiblen Endoskopen: Warum ein standardisierter Ansatz sinnvoll wäre

Was ist eine hygienisch-mikrobiologische Überprüfung?

Die hygienisch-mikrobiologische Überprüfung (Sampling & Culturing) ist ein mehrschrittiges Verfahren mit dem Ziel, die Übertragung von Infektionserregern in der Endoskopie zu verhindern [1]. Dazu gehören die Probennahme aus den Kanälen und kritischen Bereichen des Endoskops (z. B. vom Distalende) und die Kultivierung der gesammelten Proben, um festzustellen, ob nach der Aufbereitung immer noch Kontaminationen vorhanden sind [2].

Warum ist die hygienisch-mikrobiologische Überprüfung für die Infektionsprävention und -kontrolle wichtig?

Nach einer Endoskopie kann es unter Umständen bei Patienten zu Infektionen kommen: Diese können entweder eine Folge der Untersuchung (endogene Infektionen durch Translokation der patienteneigenen Bakterien von einer Körperstelle zu einer anderen) oder eine Folge der Einführung von kontaminierten Medizinprodukten (exogene Infektion) sein. Letztere kann durch Abweichungen von der Gebrauchsanweisung des Herstellers bzw. den empfohlenen Aufbereitungsprotokollen verursacht werden.

Die Einführung eines Programms zur hygienisch-mikrobiologischen Überprüfung kann dazu beitragen, die Risiken bei der Aufbereitung von wiederverwendbaren Medizinprodukten zu senken [4]. Darüber hinaus kann die Analyse solcher Daten Auskunft über potenzielle Geräteschäden, Mängel der Ausstattung (z. B. RDG-E) oder z. B. der Wasserqualität geben, so dass sich zusätzliche Mitarbeitertrainings ergeben können [3]. Die Durchführung der Probenahme zur Erfassung einer mikrobiellen Kontamination einsatzbereiter Endoskope spielt eine wichtige Rolle [3].

Aktuelle Leitlinien in Europa

Die kombinierten Leitlinien der ESGE (European Society of Gastrointestinal Endoscopy) und der ESGENA (European Society of Gastroenterology Nurses and Associates) von 2007 empfehlen die Einrichtung eines Qualitätssicherungsprogramms mit regelmäßiger hygienisch-mikrobiologischer Überprüfung in allen klinischen Einrichtungen, um der Fürsorgepflicht gegenüber Patienten gerecht werden zu können. Es wird ein dreimonatiges Intervall zwischen den Routinetests empfohlen [1].

Unterschiede der Methoden

Hygienisch-mikrobiologische Überprüfungen von Endoskopen sind zwar in vielen Ländern alltäglich, unterscheiden sich jedoch in einigen Aspekten (siehe Tabelle). Folglich könnte ein einheitlicher Standard dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu minimieren und den Vergleich der Ergebnisse aus verschiedenen Ländern zu erleichtern [3].

Beispiele für Unterschiede bei den Methoden ausgewählter Länder

Land der Probennahme

Niederlande [5]

Frankreich [6][7]

USA [2]

Australien [8]

Flüssigkeit für Probennahme

sterile Kochsalzlösung

Neutralisationsmittel

steriles DI- oder RO-Wasser

steriles Wasser oder sterile Kochsalzlösung

Kanäle

Instrumentier-/Absaugkanal

alle Kanäle

Instrumentierkanal (nur Duodenoskope)

alle Kanäle

Probennahmemethode für Kanäle

FB

F oder FSF

FBF

FBF oder F

Probennahmemethode für Distalende

Abstrich

FBF

Abstrich oder FBF

F

Neutralisationsmittel

Nein

Ja

Ja

Nein

Probenentnahme

getrennt

gepoolt

gepoolt

gepoolt

Kultivierung

Niederlande [5]

Frankreich [6][7]

USA [2]

Australien [8]

Labormethode

Membranfiltration (0.45µm)

Membranfiltration

Filtration oder Zentrifugation der gesamten Probe

Zentrifugation der gesamten gepoolten Probe bis 1 ml

Agarplatten

Blut, R2A

PCA oder TSA

Blut

Blut, MacConkey

Inkubationsbedingungen

72 Std bei 35°C

bis zu 5 Tage bei 30°C

72 Std bei 35-37°C

- 48 Std bis 5 Tage bei 35°C

- 48 Std bis 5 Tage bei 28°C

DI = entionisiert; RO = Umkehrosmose; F = spülen; FB = spülen & bürsten; FBF = spülen & bürsten & spülen; FSF = spülen-absaugen-spülen; R2A = Reasoner´s 2A Agar; PCA = Plate Count Agar; TSA = Trypton-Soja-Agar

Warum ist ein standardisierter Ansatz wichtig?

In den letzten Jahren wurden Studien veröffentlicht, die die Übertragung von Infektionserregern von Endoskopen auf Patienten beschrieben haben und auf diesen basierend Hinweise auf Best Practices entwickelt wurden [4]. Die unterschiedlichen Methoden machen es schwer, Daten aus Ausbruchssituationen zu vergleichen und daraus allgemeingültige Kernprinzipien abzuleiten [3].

Auf Grundlage eines gemeinsamen Standards könnten die Ergebnisse und Kontaminationsraten aus verschiedenen Ländern besser verglichen werden. Dies kann zur Entwicklung eines globalen Benchmark-Standards beitragen und die Patientenversorgung und -sicherheit verbessern.

Weiterführende Hinweise zu der Implementierung und dem Management eines Programms zur hygienisch-mikrobiologischen Überprüfung für Endoskope finden Sie in weiteren Veröffentlichungen von Olympus, beispielsweise: Tipps, Tricks und Wissenswertes für die hygienisch-mikrobiologische Überprüfung von Endoskopen.

Quellen und weiterführende Literatur

  1. Beilenhoff U, Neumann CS, Rey JF, Biering, et al. ESGE-ESGENA guideline for quality assurance in reprocessing: microbiological surveillance testing in endoscopy. Endoscopy. 2007;39(2):175-81.

  2. FDA/CDC/ASM. Duodenoscope Surveillance Sampling and Culturing. Reducing the Risks of Infection. Verfügbar: https://www.fda.gov/media/111081/download. Abgerufen im September 2022.

  3. Alfa, M., & Singh, H. Contaminated flexible endoscopes: Review of impact of channel sampling methods on culture results and recommendations for root-cause analysis. Infection Control & Hospital Epidemiology. 2022;43(5):623-638.

  4. Olympus. Tips, Tricks and Insights for Implementation and Management of an Endoscope Sampling and Culturing Program. Verfügbar: https://infectionprevention.olympus.com/en-us/scientific-evidence/publications/sampling-and-culturing. Abgerufen im Dezember 2022.

  5. Rauwers, A. W., Voor In 't Holt, A. F., Buijs, J. G., et al. High prevalence rate of digestive tract bacteria in duodenoscopes: a nationwide study. Gut. 2018;67(9):1637–1645.

  6. INSTRUCTION N° DGOS/PF2/DGS/VVS1/PP3/2018/195 du 2 août 2018 relative à l’actualisation du traitement des endoscopes souples thermosensibles à canaux de type duodénoscope au sein des structures de soins. Verfügbar: INSTRUCTION N°. DGOS/PF2/DGS/VVS1/PP3/2018/195 du 2 août 2018 relative à l’actualisation du traitement des endoscopes souples thermosensibles à canaux de type duodénoscope au sein des structures de soins - Légifrance (legifrance.gouv.fr). Abgerufen im September 2022.

  7. Ministere des Affaires Sociales et de la Sante: Guide Technique. Traitement des endoscopes souples thermosensibles a canaux. 2016 Verfügbar: https://www.preventioninfection.fr/document/guide-technique-traitement-des-endoscopes-souples-thermosensibles-a-canaux/. Abgerufen im Oktober 2022.

  8. Gastroenterological Society of Australia (GESA): Clinical Update - Infection Prevention and Control in Endoscopy 2021. Verfügbar: https://www.genca.org/public/5/files/Nurses%20info/IPCE%202021_Feb2022update.pdf Abgerufen im Oktober 2022.